Mittwoch, 16. Oktober 2013

Causa Tebartz-van Elst

Franz-Peter Tebartz-van Elst ist eine Person in der katholischen Kirche, die im Moment große Schlagzeilen macht. Der Bischof von Limburg wird mit einer Hetzkampagne dafür verantwortlich gemacht, dass die Baukosten ins unermessliche gestiegen sind.

Doch warum wird diese Hetzjagd gemacht? Haben wir das Recht dazu? Welche Fakten haben wir denn?
Fakt ist, dass der Baubeginn der neuen Bistumswohnung bereits vor der Ernennung von Tebartz-van Elst beschlossen worden ist. Es war klar, dass er eine neue Bischofswohnung bekommen wird.
Wir wissen, dass er eine 3 ½ Zimmer-Wohnung beziehen wollte, mit Keller und eigener Kapelle sowie einen angelegten Garten.
Wir wissen, dass die Kosten gestiegen sind, zum einen dadurch, dass Flächen betoniert wurden wie auch die ganze „Anlage“ tiefer gelegt worden ist und hier einige Funde gemacht wurden.
Durch die Bauarbeiten sind wohl einige Straßen und angrenzende Gebäude (in Limburg sind viele Fachwerkhäuser) beschädigt worden, die nun auch zu reparieren sind.
Es scheint wohl so zu sein, dass durch Sonderwünsche seitens des Bischofs die Baukosten auch gestiegen sind. Angeblich hat er ja eine Badewanne für 15.000 Eur gekauft.

Doch was ist der Auslöser, dass „wir“ nun auf den Bischof losgehen?
Liegt es daran, dass die katholische Kirche in der heutigen Gesellschaft sowieso einen schweren Stand hat, da in der Vergangenheit starke erzieherische Fehler passiert sind?
Liegt es daran, dass es nicht sein Geld war, dass für den Bischofssitz ausgegeben wurde?
Oder ist es (zumindest bei Jugendlichen aus dem Bistum) der Grund, weil viele jahrelang kämpfen mussten, damit das Jugendhaus im Bistum Limburg renoviert wird?
Liegt es daran, dass wir denken, dass allein der Bischof Schuld ist an dem ganzen Schlamassel der da passiert ist?

Für mich ist es schwierig hier zu urteilen. Als ich das gehört habe, dass er sich angeblich eine Badewanne im fünfstelligen Bereich geleistet hat, bin ich auch erst mal vom Stuhl gefallen.
Meine ersten Gedanken waren „Aus was kann eine Badewanne sein, dass sie so teuer ist?“ und mein zweiter Gedanke „Hat der Mann in verschiedenen Punkten den Bezug zur Realität verloren?“

Tebartz-van Elst wird ja auch vorgeworfen, einen autoritären Führungsstil zu haben – hierzu kann ich nun nicht urteilen, da ich nicht im Bistum Limburg wohne und somit wenig mit Betroffenen zu tun habe.
Ach ja, dann gab es noch die Aussage mit dem erste Klasse-Flug ... 

Ich kann den Menschen im Ganzen nicht verurteilen.
Ja, der Herr Bischof meinte selbst „Man soll nicht den Stab über mich brechen!“, was früher das Todesurteil bei Verbrechern war.
Hier hat er meiner Meinung nach recht. Er hat Fehler gemacht, finanziell Große, ja! Doch jeder von uns ist nicht unfehlbar.
In einem Interview, was ich bei Stefan Raab gestern Abend gesehen habe, wurde Tebartz-van Elst 2009 gefragt, welchen Berufswunsch er als Kind gehabt hat. Er nennt zuerst „Architekt“ und dann „Priester“.
Wollte er vielleicht in seinem „eigenen Reich“ seinen Kindheitstraum erfüllen (der dann doch etwas ausgeufert ist?)
Haben aber nicht auch die Architekten große Schuld an der Finanzlage? Denn Architekten bekommen einen bestimmten Anteil an den Baukosten, je höher diese sind, desto höher ist auch ihr Gehalt. Die wären ja schön blöd, wenn sie da den Bischof gestoppt hätten.

Doch hätte hier nicht jemand sonst eingreifen können? Irgendwer hat ja die Rechnungen bezahlt!
Wenn es stimmt, dass Bischof Tebatz-van Elst recht autoritär ist, so haben sich die Mitarbeiter wohl gehütet, dagegen vorzugehen, denn sie wollten bestimmt nicht ihren Job verlieren.
Es ist für mich wirklich sehr schwierig das alles nachzuvollziehen.

Am meisten fehlte der gesamten Bevölkerung wohl die Transparenz, die durch die verschiedenen Strukturen für viele Laien in der katholischen Kirche eh nicht gegeben ist.

Für den Bischof ist es meiner Meinung nach das „Beste“, wenn er zurücktreten würde. Ohne Rückhalt im Bistum, ist es auch für einen „autoritären“ Chef nicht möglich, die Arbeit zu leisten, die man als Seelsorger machen sollte. Hier geht es auch um sehr viel Vertrauen, was sich seine Exzellenz leider verspielt hat.

Schlimm finde ich jedoch trotzdem diese „Hetzerei“. Durch solche Kampagnen haben sich auch schon Menschen das Leben genommen. Und wer hat dann Schuld? Niemand wird sich dann als Schuldiger zu erkennen geben.

Wenn ich an die Affäre Wulff denke, muss ich immer wieder daran denken, dass (bestimmte) Medien oft übertreiben, wenn es um Geldsummen geht.
Bei dem Fall in Limburg scheinen sie jedoch zu stimmen.

Und: Muss man nun aus der Kirche austreten, weil der Bischof in Limburg Mist gebaut hat?
Dann müsste ich auch meine deutsche Staatsbürgerschaft abgeben, weil ich nicht immer mit den Beschlüssen des Bundestags oder der Regierung einverstanden bin.
Hier trifft es dann wieder die Kindergärten, Altenheime und weitere kirchliche Einrichtungen, die durch die Kirchensteuer mitfinanziert werden.

Ich hoffe, meine Gedanken waren nicht zu wirr und ihr versteht sie.
Kurz zusammengefasst: Der Mensch ist nicht böse, er kann nur böse / gut / blöd handeln!

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